FRANKFURT/M – NIED

Neubau KiTa „Grüne Winkel“

Ort
Frankfurt/M – Nied
Zeitraum
2018 - 2024
Auftraggeber
Evangelischer Regionalverband, Frankfurt/M – Offenbach
BGF
1.392 qm
Wettbewerb
1. Rang / 2018

KiTa „Grüne Winkel“ ist fertiggestellt

Auf dem Areal der ehemaligen, mittlerweile denkmal­geschützten Eisenbahnersiedlung aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts in Frankfurt/M-Nied entstand ein unkonventioneller Neubau für den Evangelischen Regionalverband.

Die dreigruppige KiTa mit Mehrzweckraum und einer komplexen Freiraumstruktur musste auf beengte Grundstückverhältnisse und die denkmalgeschützte Umgebung der Eisenbahnersiedlung mit einem innovativen Konzept reagieren. Der Altbau, schadstoffbelastet und in maroder Verfassung, konnte nicht revitalisiert werden, sodass nur ein Neubau in Frage kam.

Konventionelle Herangehensweisen, die auf orthogonale, modulbaubasierte Grundrissschemen abhoben konnten nicht überzeugen, da der Grundstückszuschnitt mit seiner nahezu trapezförmigen Figur und der vorhandene Baumbestand zu viele Vorgaben machten, die nur mit einer Lösung beantwortet werden konnte, die neue Wege ging.

Auf Grund der beengten Grundstücksfläche wurde daher ein Konzept entwickelt, das einen Großteil der Spielfläche der KiTa auf dem Dach vorsieht. Über zwei Außentreppen ist diese mit den Spielflächen des Erdgeschosses verbunden.
Der Neubau – der an ein überdimensionales Spielzeug erinnert – liegt als trapezförmige Figur zentral inmitten einer Umgebung aus Kleingärten. Die fünfte Ansicht mit der begrünten Dachfläche spielt mit der patchworkartigen Optik der Kleingärten, sodass ein homogenes Bild entsteht.

Die Fassade und andere wesentlichen Teile des Gebäudes bestehen aus Holz mit  einer Lasur der Fa. Remmers zur Vorvergrauung. PV-Anlagen auf dem Dach der Pergola dienen der Stromversorgung des Gebäudes.

Es ist ein auf allen Ebenen benutzbares Gebäude entstanden, das die durch die erforderliche Bebauung „verlorene“ Grundstücksfläche auf dem Dach wieder zurückerobert.


Freianlagenplanung: SHK, Gießen
Fotos: Jean-Luc Valentin, Frankfurt/M

Das Luftbild zeigt die Position des Neubaus inmitten des denkmal­geschützten Areals. Die einzige Zuwegung zur Kita erfolgt über einen schmalen Weg von Südosten. Alle wesentlichen Bäume wurden erhalten.
Typisch für die Bebauung der Eisenbahnersiedlung in Frankfurt/M-Nied sind die Giebelhäuser in bunten Farben, welche sich nahezu ringförmig um großzügige, mittig gelegene Kleingärten legen.

„Die Eisenbahnersiedlung Nied entstand, im Auftrag des Frankfurter Spar- und Bauvereins von Eisenbahnbediensteten eGmbH, in den Jahren 1918 und 1947. Sie wurde gebaut, wie auch in vielen anderen Städten Deutschlands, weil gerade die Anfangszeit der Eisenbahnbetriebe viel Personal erforderte, das rund um die Uhr verfügbar sein musste. 

 

Baujahr
ab 1918

 

Architekt
Schelling & Zweifel

 

  • auf hufeisenförmigem Grundriss im Sinne der Gartenstadtidee erbaute Siedlung für die Arbeiter der 1918 eröffneten Königlich Preußischen-Lokomotivhauptwerkstätte
  • ab 1918 in mehreren Bauabschnitten im Auftrag des „Frankfurter Spar- und Bauvereins von Eisenbahnbediensteten eGmbH“ bis 1930 fertiggestellt.
  • bis 1933 durch Schule, Betsaal und Notkirche ergänzt
  • zuerst entstanden die Häuser an den Straßen Grüne Winkel und Faulbrunnenweg (ehem. Roter Hof) mit rückwärtig angebauten Kleinviehställen und anschließenden Gartenparzellen
  • 1921 folgte der Bau des „Tores“ (Neumarkt)
  • bis 1930 die Straßen Am Selzerbrunnen, Vorm Wald und Taunusblick, Vierfamilien-Doppelwohnhäuser mit straßenseitigem Stall bzw. Waschküchenflügel und rückwärtigen Gartenparzellen“

 

Quelle: Stadt Frankfurt/M

 

Das Orthofoto zeigt die Aufsicht des Neubaus, der sich wie selbstverständlich in das Patchwork der Kleingartenumgebung einfügt.
Eingangsansicht von Süd-Ost mit auskragendem Obergeschoss über dem Eingang.
Das kleine Grundstück mit seinem dreieckig-trapezförmigen Zuschnitt und den Bestandsbäumen engte die Möglichkeiten einer Bebauung stark ein.
Die letztendlich sich aus der optimalen Ausrichtung, der externen, wie internen Organisation ergebenden Geometrie ergab einen trapezförmigen Grundriss für eine eingeschossige KiTa.
Alle Hauptnutzflächen sind ebenerdig angeordnet. Die Gruppenräume sind zum Gartenteil orientiert, wohingegen die sonstigen Nutzflächen als Spange einen mittig platzierten, dreieckigen „Dorfplatz“ formen, der über ein kreisrundes Oberlicht Tageslicht erhält. Der Mehrzweckraum ist zum „Dorfplatz“ hin mobil erweiterbar. Der Eingang ist durch die Auskragung des Obergeschosses überdacht.
Der eingeschossige Innenraum ist zurückhaltend hell gestaltet. Die Farben der Kinder werden den Raum beleben. Er selbst bildet den Rahmen für die Aktivitäten. Eine zentrale Lichtkuppel bringt Tageslicht in die Mitte des „Dorfplatzes“. Einzige farbliche Reminiszenz an die Namensgebung sind die grünen Türen. In diesem Ton sind auch die T-Shirts der Betreuer gehalten.
„Dorfplatz“ mit geöffnetem Mehrzweckraum.
Über zwei Treppen und einen Aufzug gelangt man auf die Dachebene. Hier finden sich Spielflächen, Grüne Zimmer als Rückzugsorte sowie ein Lager und WC. Die Dachfläche ist in weiten Teilen intensiv begrünt.
Teile der Dachebene sind mit einer Pergola überdacht, an welcher Wilder Wein rankt. Teile der Pergola sind zusätzlich mit PV-Modulen gelegt.
Es ist ein Gebäude, das auf allen Ebenen bespielbar ist. Die graue Holzfassade nimmt sich bewusst zurück und tritt nicht in Konkurrenz zur Buntheit der Umgebung.
Die Pergola auf dem Dach ist begrünt. Rankpflanzen werden nach und nach die Tragstruktur erobern. Es entstehen „grüne Zimmer“ auf dem Dach.
Westfassade mit Gruppenräumen, welche jeweils einen direkten Ausgang ins Freie besitzen.
Südfassade mit Fenster des Mehrzwecksaals und offenem Loggiafenster der Dachterrasse.
Blick auf die KiTa aus den umgebenden Kleingärten.
Außenvisualisierung Nordost
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